Unsere Arbeit und Einstellung zu dementen Menschen basiert auf dem Motto: "Nimm mich, wie ich bin"

Ein Herz wird nicht dement

Frau H. 87 Jahre unterhält sich rege mit ihrer Tochter. Es vermittelt ein harmonisches Bild. Dass die 87 Jährige bereits zum dritten Mal das gleiche Geschehen erzählt, weiß sie nicht mehr. Sie leidet an Demenz.

Demenz, volkstümlich auch Altersverwirrtheit genannt, ist eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns, besonders ältere Menschen sind davon betroffen.

Der Begriff Demenz kommt aus dem lateinischen und bedeutet:  der Geist geht weg.

Die Krankheit beginnt meistens schleichend. Im Frühstadium fallen Veränderungen kaum auf. Nach und nach verlangsamt sich das Sprechen, Denken und auch das Reaktionsvermögen. Neben Stimmungsschwankungen kommt es vermehrt zu Orientierungsstörungen und Gedächtnislücken.

Die Zahl der Demenzerkrankten steigt stetig an.

1,4 Millionen Menschen leiden derzeit in Deutschland an Demenz. Sollte es in Zukunft nicht besser gelingen, die Menschen vor dem Gedächtnisverlust zu schützen oder sie zu heilen, werde die Zahl der Betroffenen von 1,4 Millionen auf 3 Millionen im Jahr 2050 steigen.

Das Pflegeverständnis  von früher meinte „ Hauptsache  satt und sauber“.  Im Laufe der Zeit hat sich dieses Verständnis geändert, heute steht der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen im Mittelpunkt.

Menschen die an Demenz erkrankt sind haben besondere Bedürfnisse.

 

Was sind die elementaren Bedürfnisse Dementer?

Das Urbedürfnis des Menschen ist das Essen und Trinken. Wie sagt der Volksmund so schön „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“. Essen und Trinken dient der Erhaltung von Lebensfunktionen. Die Mahlzeiten strukturieren den Tag und nebenbei werden die Sinne angeregt. Essen und Trinken begleitet uns von Geburt an, es ist im Langzeitgedächtnis gespeichert und bleibt bei Dementen noch sehr lange erhalten.

Das Verlangen nach Identität ist das Bedürfnis zu wissen, wer ich bin, woher ich komme und wohin ich gehe. Bei Dementen geht dieser roter Faden nach und nach verloren. Dies kann Gefühle wie Scham, Wut, Hilfslosigkeit und Angst auslösen. Um die Identität zu wahren beschimpfen oder beschuldigen häufig demente Personen aus dem Umfeld und ecken so im Gesellschaftsleben an.

Die gefühlsmäßige Bindung an eine Bezugsperson ist für alle Menschen, unabhängig von der Altersstufe, sehr wichtig. Das Verlangen nach Bindung beinhaltet den Wunsch nach Verlässlichkeit, Sicherheit und Schutz. Menschen mit Demenz sind vielfältigen Stresssituationen und Belastungen ausgesetzt. Sie verstehen häufig die Welt nicht mehr. Diese Verlangen drückt sich in Form von Anklammern, Hinterherlaufen und nicht loslassen aus. Mit Fortschreitender Erkrankung sind die Menschen immer weniger in der Lage solche Bindungen aufrecht zu erhalten. Isolation ist die Folge.

Jeder Mensch hat das Bedürfnis akzeptiert zu werden, und zwar so wie er ist. Besonders ausgeprägt ist dieses Verlangen bei Menschen mit Handycap, so auch bei Dementen. Ein Dementer lebt oft in seiner eigenen Welt. Akzeptanz bedeutet sich auf seine Gefühlswelt einzulassen, ihm respektvoll zu begegnen und seine Verhaltensmuster nicht persönlich zu nehmen, sondern als Krankheit zu akzeptieren.

 Das soziale Leben von Menschen findet in Gruppen statt. In früheren Zeiten war die Gruppe für den Menschen lebensnotwendig. In der heutigen Zeit haben Menschen nach wie vor dieses Bedürfnis, Teil einer Gruppe zu sein um als Mitglied der Gemeinschaft geschätzt und integriert zu werden. In eine Gruppe einbezogen zu sein, bedeutet mit anderen Menschen gemeinsam etwas zu tun, dies kann aktiv geschehen, aber auch passiv in Rolle eines Zuschauers. Egal wie, zu wissen wo ich hingehöre vermittelt Sicherheit und Geborgenheit.

Das Verlangen beschäftigt zu sein, entspringt dem Antrieb, etwas bewirken zu wollen. Das Gegenteil von beschäftigt sein ist Langeweile, dies kann zu Teilnahmslosigkeit und innere Isolation führen. Beschäftigt zu sein hat einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl eines Menschen. Menschen die z. B. arbeitslos sind fühlen sich häufig hilflos verzweifelt und minderwertig. Ähnlich empfindet ein Dementer. Für Menschen mit Demenz ist es wichtig, dass nicht das Ergebnis einer Beschäftigung im Vordergrund steht, z. B. ein makellos gefalteter Wäschestapel, sondern der Prozess der Beschäftigung, das Erleben während der gemeinsamen Aktivität. Ich kann noch etwas und ich werde gebraucht.

Ein Mensch hat den Wunsch nach einem Gefühl von Freiheit. Das ist bereits ab dem Kindesalter zu beobachten und somit im Langzeitgedächtnis verankert. Demente haben häufig den Drang sich zu bewegen und wegzulaufen vor der Krankheit.

Eine Demenz ist für die betroffenen Personen mit vielen Verlusten verbunden. Verlust an sozialen Beziehungen, Verlust von Fähigkeiten, Verlust der Kontrolle und Verlust eines unabhängigen Lebens. Somit wächst das Verlangen nach Trost  Trost kann in Form von Worten, Gesten oder Berührungen gespendet werden. Vielen Menschen spendet auch der Glauben Trost, Kraft und Zuversicht. Lieder, Gebete und auch Bibelzitate werden häufig noch mitgesprochen oder mit gesummt. Wichtig ist herauszufinden, ob und in welcher Weise bei Dementen ein religiöses Bedürfnis vorhanden ist. Durch Trösten wird dem Dementen Verständnis, Geborgenheit und Sicherheit vermittelt.

 

Hier einige Tipps im Umgang mit Dementen

  • Schließe mich nicht aus. Lass mich an sozialen Aktivitäten und gesellschaftlichen Anlässen teilhaben.
  • Nimm mich mit, wenn du ausgehst. Gehen und Bewegen sind Genussmöglichkeiten, die mir weiterhin zur Verfügung stehen.
  • Sei nicht enttäuscht, wenn ich selbst wenig übernehme, zum Beispiel nicht selbst Auto fahre. Glaube mir, dass ich lieber selber am Steuer säße, als mich chauffieren zu lassen.
  • Erinnere mich an frühere Ereignisse und Erlebnisse. Damit ermöglichst du mir gute Gefühle. Auch förderst du meine Lebendigkeit.
  • Lass dich davon überraschen, was ich alles noch kann. Du musst mir dazu allerdings auch die Gelegenheit bieten. Nimm mir also nicht alles von vornherein ab, weil du denkst, ich sei zu nichts mehr in der Lage.
  • Halte mir nicht mein Unvermögen vor Augen. Es bedrückt mich schon genug, meine Probleme selbst zu registrieren. Auch verspricht es wenig Erfolg, wenn du mich „erziehst“, „mahnst“ oder „bestrafst“. Du hilfst uns beiden mehr, indem du mich beim Lösen der Probleme sinnvoll unterstützt.
  • Freue dich mit mir, wenn mir etwas gelingt. Gerade wegen meiner Schwierigkeiten ist es nicht „selbstverständlich“, wenn ich Alltagsaufgaben bewältige.
  • Rufe mich an oder besuche mich, wann immer dir danach ist. Oft fühle ich mich einsam und ängstlich. Dann freue ich mich über jeden Kontakt.
  • Ich bin nicht ansteckend, also halte nicht unnötig Abstand zu mir. Auch mir tut behutsamer und einfühlsamer körperlicher Kontakt gut.
  • Spare mir gegenüber nicht mit Anerkennung. Ich bin keine „leere Hülle“. Gerade wegen meiner Probleme genieße ich Wertschätzung besonders.
  • Versuche, dich in meine Lage zu versetzen. Wie geht es dir, wenn du Dinge nicht findest, dich wegen Krankheit schwach und hilflos fühlst oder du dich in der Öffentlichkeit „blamierst“? Betrachte mein Verhalten nicht als „aggressiv“, „nervend“ oder „enthemmt“ – oft drückt es nur meinen Wunsch nach Bewegung, Kontakt und Orientierung aus.
  • Akzeptiere, dass mein Befinden von Tag zu Tag schwanken kann. Fühle dich nicht belogen, wenn ich Besuchern oder Ärzten gegenüber auflebe und diese kaum nachvollziehen können, wie schlecht es mir sonst überwiegend geht.
  • Sprich langsam, ruhig und verständlich mit mir. Mit deinen Gefühlen (Ärger, Nervosität) steckst du mich an.
  • Warum soll ich mich dauernd anpassen, zumal mir dies zunehmend schwerer fällt? Könntest du dich nicht auch manchmal auf meine Vorstellungen eingehen?
  • Nicht alle Welt muss meine Diagnose kennen. Also verkünde sie nicht jedem. Außerdem macht es mich misstrauisch, wenn ich merke, wie andere über mich sprechen.
  • Fasse mich nicht lieblos an. Halte und behandele mich nicht wie einen Kriminellen, für den man sich schämt und der versteckt werden muss.

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Manuela Koppmeier, Heimleitung
 
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