Die im westlichen Nordamerika heimische Rot-Erle oder Oregon-Erle (Alnus rubra) ist die weltweit größte Pflanzenart in der Gattung der Erlen (Alnus) aus der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Sie wächst in einem etwa 200 km breiten Streifen längs der Pazifikküste, der vom südöstlichen Alaska bis nach Kalifornien reicht. Auf der Höhe des US-Bundesstaates Washington ist sie auch noch 600 km landeinwärts in Idaho anzutreffen.

Die Rot-Erle ist ein sommergrüner Laubbaum, der Wuchshöhen von 20 bis 35 m erreicht. Der mit 32 m gegenwärtig höchste Baum steht im Clatsop County, Oregon (USA). Ihr Name leitet sich ab aus der rostig-hellroten Farbe ihres Holzes, wenn sie frisch gefällt wurde. Die Rinde ist grau, glatt und mit kleinen runden Korkwarzen übersät.

Die wechselständigen Laubblätter sind eiförmig, 7 bis 15 cm lang, haben grobe gesägte Kanten und sind deutlich zugespitzt. Sie sind nach unten durchgebogen. In diesem Merkmal unterscheiden sie sich von den Blättern aller anderen Erlen-Arten. Die Blätter der Rot-Erle verfärben sich im Herbst gelb, bevor sie abfallen.

Die Rot-Erle blüht im Februar und März, weit vor dem Laubaustrieb. Sie ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die männlichen Blütenstände sind 10 bis 15cm lange, nach unten hängende, rötliche Kätzchen. Die weiblichen Kätzchen sind aufgerichtet und entwickeln sich zu 2 bis 3cm langen, verholzten Zapfen. Die Bestäubung erfolgt über den Wind. Die Samen werden im Herbst und Winter ebenfalls durch den Wind freigesetzt.

Ein rotgelber Farbstoff kann durch das Abkochen der Rinde gewonnen werden. Er wurde von der indigenen Bevölkerung Nord- und Südamerikas genutzt, um Fischernetze zu färben, so dass sie im Wasser weniger sichtbar waren.

Die Rot-Erle ist ein wichtiger Baum für die Forstwirtschaft. Ihr rasches Wachstum macht sie besonders geeignet, Brachflächen zu besiedeln. Ihre zahlreichen Samen tragen dazu bei, den Humus mit Stickstoff anzureichern, wenn sie zersetzt werden. Sie wird abwechselnd mit Nadelbäumen angebaut, um die Verbreitung des Pilzes Phellinus weirii zu unterbinden, der insbesondere die Douglas-Tannen befällt und schwer schädigt.

Die Holzindustrie betrachtete früher die Rot-Erle als „Unkraut“ und versprühte Herbizide über große Rot-Erlen Wälder in Oregon und Washington. Der zunehmende Wert des Holzes, verbunden mit einem besseren Verständnis der positiven Wirkungen, die die Rot-Erle für andere Bäume hat, bewirkte weitgehend die Einstellung dieser Praxis.

 Das Holz ist für die Verwendung im Freien nicht haltbar. Es wird aber für Möbel und für sonstige Tischlerarbeiten genutzt. Früher wurde sein Wert als sehr gering angesehen, inzwischen wurde es aber im Westen der USA zu einem recht wichtigen Laubholz. Es ist weiß, rosa oder hellbraun, kann einfach bearbeitet werden, lässt sich gut kleben und ist dauerhaft.

Rot-Erlen werden im Allgemeinen nicht als Zierbäume gepflanzt.

 

Kontakt:

 
Michael Kießling
 
☎ Telefon: 09281 / 815-1360